Wir heißen jetzt „Gemeinsam in Jüterbog“

Seit ihrer Gründung 2014 hieß unsere Ehrenamtsgruppe „Flüchtlingshilfe Jüterbog“. Unter diesem Namen waren und sind wir bekannt in Jüterbog und Umgebung und auch darüber hinaus. Warum also haben wir uns umbenannt?

In den ersten Jahren, als vor allem Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, aber auch Menschen aus vielen anderen Ländern nach Deutschland kamen und auch in die Übergangswohnheime in Jüterbog einzogen, ging es uns vor allem darum, diesen Menschen in elementaren Dingen wie Orientierung in Jüterbog, Betreuung der Kinder in Kitas und Schulen, Arztbesuchen zu helfen und beim komplizierten Umgang mit Ausländeramt, Sozialamt, Jobcenter und anderen Behörden zu unterstützen.
Vor allem ging es darum, diesen Menschen im fremden Land Zuwendung zu zeigen und die Zuversicht zu stärken, dass sie in diesem Land nicht nur überleben, sondern leben können. Die Beziehung zwischen den angekommenen Flüchtlingen, also den Geflüchteten, und uns einheimischen Ehrenamtlern war klar: Wir sind die Helferinnen und Helfer, sie sind die Hilfsempfängerinnen und Hilfsempfänger.

Heute leben viele der damaligen Flüchtlinge seit etlichen Jahren in Jüterbog, haben Deutsch gelernt, konnten Ausbildungen machen, haben Arbeit gefunden, wohnen größtenteils in Wohnungen, die Kinder sind in Jüterboger Grund- und Oberschulen. Einige sind weggezogen, weil sie Arbeit in anderen Gegenden Deutschlands gefunden haben, viele sind hier sesshaft geworden. Sie sind schon lange keine „Flüchtlinge“ mehr, auch keine gerade angekommenen „Geflüchtete“, sondern zugezogene Jüterboger.

Damit hat sich auch die Rolle von uns Ehrenamtlern gewandelt. Zum einen leisten wir noch immer klassische Flüchtlingsarbeit für Neuankömmlinge, und mit der Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine wird diese Arbeit wieder mehr Raum einnehmen.
Der Schwerpunkt unserer Tätigkeit liegt jetzt jedoch eher bei der Stärkung des gemeinsamen Lebens, beim Austausch von Erfahrungen, bei Diskussionen um Zukunftsperspektiven und anderen Themen.

Wir leben, arbeiten, reden, feiern und freuen uns gemeinsam in Jüterbog und darüber hinaus. Nach 7 Jahren Flüchtlingsarbeit hat sich auch manches in unserem Denken verändert. Wir haben gelernt, was „white saviors“ (weiße Retter) bedeutet. Das wollen wir nicht sein! Wir sehen uns nicht mehr als diejenigen, die am besten wissen, was anderen hilft. Geflüchtete sind für uns keine bedürftigen handlungsunfähigen Objekte. Wir möchten ihnen auf Augenhöhe begegnen.

Wir, die wir in diesem Land viele soziale Privilegien und deutlich mehr Teilhabechancen besitzen, möchten uns verbünden mit Menschen, die viel weniger privilegiert sind. Wir möchten uns mit ihnen verbünden (Allyship). Darin sehen wir einen Schritt zur Bekämpfung von Rassismus.